Unseren ersten Tag nutzen wir zum Einfahren auf und neben den Pisten des Skigebiets Gemsstock auf fast 3.000 m Höhe. Hier ist der Schnee griffig und reichlich vorhanden, während es im Tal schon grün und ausgeapert ist. Wir finden uns in Gruppen nach Leistungsfähigkeit und Ambition zusammen und nutzen das Lawinensuchfeld, in dem jeder einen Verschütteten suchen und finden muss – die Uhr läuft mit. So frischen wir alle unser Wissen auf und sind fit für die erste Skitour am nächsten Morgen.
Jeden Tag brechen wir in drei wechselnden Gruppen zu unterschiedlichen Skitouren auf, von moderat bis anstrengend. Im Lauf der Woche steigen wir auf das Winterhorn, die Schartigen Firsten, den Rossbodenstock und den Piz Maler. An zwei Tagen verkürzt uns die Schweizer Bahn den Aufstieg; sie bringt uns zum Oberalppass, der im Winter für Autos gesperrt ist. Unsere Guides erweisen sich als erfahrene Kenner des Skitourengebiets. Sie suchen landschaftlich wunderschöne Touren aus, bieten für jedes Leistungsniveau spannende Varianten an und bilden uns sehr ernsthaft in Lawinenkunde aus. Wir erleben, dass Lawinenrisiken gewissenhaft beurteilt und Touren unterwegs angepasst werden: So verzichten wir auf einen Gipfel und fahren schon mittags ab, um die Risiken von Gleitschneelawinen durch die Erwärmung am Nachmittag zu vermeiden. Mit unseren Guides dürfen wir uns sicher fühlen. Wir erleben lange Aufstiege mit Harscheisen über harte Berghänge und traumhafte Abfahrten bei frühlingshaftem Wetter und angeweichtem Firn. Nachmittags genießen wir die Sonne vor dem „Alten Stall“, wir kochen und essen gemeinsam, abends spielen wir miteinander und haben viel zu erzählen. Jeden Abend finden sich Freiwillige zum Spülen und Küche aufräumen – manche sehen wir öfter als andere J. Jeder von uns hilft beim Kochen und beim Frühstück vorbereiten – das klappt erstaunlich gut, ganz ohne Plan und Verpflichtung. Unsere Guides haben vorab eingekauft und wir essen eine Woche lang ohne Fleisch. So richtig lecker. Für die Fleischesser gibt’s morgens Salami – als kleinen Ausgleich.
Die Woche vergeht wie im Flug. Am letzten Abend feiern wir Abschied, ein Abschied von neu gewonnenen Bergfreunden, von einer traumhaft schönen Alpenlandschaft und von einem besonderen Gemeinschaftserlebnis. Wir danken unseren Guides Basti, David und Julian für klug geführte Skitouren, enormes Bergwissen, die erstklassige Vorbereitung und ihre verantwortungsvolle Führung. Angefüllt mit schönen Eindrücken fahren wir wieder nach Aschaffenburg – in den Frühling mit blühenden Magnolienbäumen.
Bericht und Fotos: Stefan Heinloth