Tiroler Adlerweg im oberen Lechtal

Gipfeltour rund um die Valluga

05.08.2024

Tour-Nr. S 2024-10 vom 31.07. – 04.08.2024

Leitung: Stefan Heinloth

 

Schon bei der Vorbesprechung 14 Tage zuvor hatte sich prophezeit, dass diese Tour sehr gesellig und unterhaltsam werden würde. 

 

Tag 1: Wir trafen uns am Mittwoch gut gelaunt und pünktlich an der DAV-Geschäftsstelle. Schnell war der Sektionsbus beladen und die Fahrt Richtung Steeg im Lechtal konnte beginnen. Stefan, unser Tourenleiter, hatte die gute Idee, für eine kurze Frühstückspause ein Café abseits der Autobahn aufzusuchen. Wir machten einen kleinen Abstecher nach Memmingen, fuhren zielstrebig ins Zentrum und siehe da – Bäckerei zur Linken und Parkplatz zur Rechten! Besser hätte es nicht laufen können, und Cappuccino und Teilchen waren ein Genuss.

 

Die Fahrt verlief weiter reibungslos und wir erreichten um 11:30 Uhr kurz hinter Steeg unseren Parkplatz und gleichzeitigen Startpunkt der Tour. Hier trafen wir auf zwei weitere Teilnehmer der Tour, Peter und seinen Sohn Paul. Diese beiden (Wahnsinnigen) sollten noch ihr ganz persönliches Abenteuer auf der Tour erleben. 

Wie geplant, konnten wir unser Bergabenteuer um 12:00 Uhr starten. Die Route verlief Richtung Süden entlang des Krabachtals mit wunderschönen Ausblicken zurück zum Biberkopf und Widderstein. Bei gut 30 Grad und der Sonne über unseren Köpfen waren wir dankbar, dass etwa auf der Hälfte der Strecke das Afra Haisle geöffnet hatte. Hier konnten wir uns etwas erholen und nach einem kühlen Getränk den Weg Richtung Stuttgarter Hütte fortsetzen.

Gegen 17:00 Uhr hatten wir alle unser Tagesziel erreicht. Gerade noch rechtzeitig, denn schon wenige Minuten später verdunkelte sich der Himmel und es fielen die ersten Regentropfen. Kurz darauf war ein heftiges Gewitter im vollen Gange.

Die Stuttgarter Hütte wird vom nepalesischen Hüttenwirt und ehemaligen Sherpa Ang Kami Lama geführt. Hier konnten wir uns nach dem anstrengenden Aufstieg von knapp 1100 Hm bestens erholen. Die Zimmerlager waren geräumig, und am Abend wurden wir mit einem traditionellem Dal Bhat kulinarisch verwöhnt.

 

Tag 2: Die Nacht war ruhig, ab 6:00 Uhr früh waren wir allerdings erneut von einem leichten Gewitter umgeben. Während wir unser reichhaltiges Frühstück genossen, hörte es draußen langsam auf zu regnen. Um 8:00 Uhr versammelten wir uns vor der Hütte zur Routenbesprechung und kurz darauf ging es auch schon los. Es dauerte nicht lange und wir mussten unsere Regenjacken dann doch auspacken. Gut gelaunt und von der wunderschönen Berglandschaft beeindruckt, liefen wir weiter Richtung Valluga. Wir folgten dem Boschweg über grüne Wiesenhänge und kreuzten das ein oder andere Schnee- und Geröllfeld unterhalb der Roggspitze. Durch den vorhergegangenen Regen hatte der Weg so seine Tücken. 

Der Himmel war wieder aufgeklart und den steinigen Anstieg Richtung Valluga mussten wir nochmals in der prallen Sonne meistern. Kurz unterhalb des Gipfels machten wir eine kleine Pause und genossen die wunderbare Aussicht auf die Verwallgruppe. Nun stand uns der steile Abstieg zur Mittelstation der Vallugabahn bevor. Der Weg war nicht einsehbar und einige entschlossen sich, eine kleine Gondelfahrt zu unternehmen. Als wir uns alle an der Station eingefunden hatten, waren wir in kürzester Zeit von den Wolken verschluckt. Es begann heftig zu regnen und auch der kräftige Wind ließ kurzzeitig die Gondeln stillstehen. Nach einer einstündigen Zwangspause öffnete sich ein kleines Zeitfenster mit leichtem Regen und wir gingen gemeinsam den weiteren Abstieg zur Ulmer Hütte. Rund um das Valfagehrjoch (2539 m) lag noch ziemlich viel Schnee und die letzten Meter verlangten nochmals einiges an Konzentration. 

Gegen 13:30 Uhr erreichten wir unser zweites Etappenziel. Die nassen Sachen waren aufgehängt und die Zimmer bezogen, als sich um 15:00 Uhr die Sonne wieder zeigte und wir auf der Terrasse den Nachmittag ausklingen lassen konnten. 

 

Tag 3: Wie schon am vorigen Tag, galt es rund 500 Hm auf einer Strecke von ca. 8 km zu bewältigen. Die Route hatte teils technisch anspruchsvolle Passagen und führte uns unterhalb des Weißschrofenkammes über steile Geröllhänge. 

 Um 8:00 Uhr liefen wir,noch von Wolken umgeben, los. Zunächst gingen wir wieder durch das Skipistengebiet rauf zum Valfagehrjoch und dann östlich weiter das Matunjoch hinab. Ab hier folgten wir einem schmalen, felsigen und teils ausgesetzten Pfad. Manche Stellen waren mit Drahtseilen gesichert und es galt, einige tiefe Rinnen im rutschigen Schotter zu überqueren. Auf etwa der Hälfte unserer Strecke begann es leicht zu regnen. Das war der Moment, als Paul erschreckend feststellte, dass er seine Regenjacke in der Ulmer Hütte liegengelassen hatte.

Der Regen ließ glücklicherweise schnell nach und wir legten erstmal eine Pause ein. Danach gabelte sich der Pfad in einen oberen und unteren Höhenweg. Wir entschieden uns oben zu bleiben und folgten dem steinigen Pfad, bis wir nach einem kurzen Abstieg in Serpentinen wieder von grünen Blumenwiesen umgeben waren. Auch unser Tagesziel, die Leutkircher Hütte, war bereits zu sehen und die letzte halbe Stunde mit Querung des Almajurjochs war ein erholsamer Genuss. 

 Während einige von uns noch die letzten Meter Richtung Hütte unterwegs waren, hatten sich Peter und Paul dazu entschieden, mit leichtem Gepäck nochmal zurück zur Ulmer Hütte zu laufen und die Regenjacke zu holen. Ein verrücktes Vorhaben, das wir – der Rest der Gruppe – gespannt über WhatsApp und ihren geteilten Live-Standort verfolgen konnten.

Einige von uns entschieden sich, nach einer kleinen Kaffeepause und hausgemachtem Apfelstrudel, die dadurch gewonnene Energie gleich wieder auf den Weg zu bringen. Der Hirschpleiskopf (2546 m) liegt direkt vor der Hütte und der Gipfel war über einen schmalen Steig in 35 Minuten erreicht. Der kleine Abstecher lohnte sich, denn der Rundumblick an diesem sonnigen Nachmittag über die Lechtaler Alpen, das Verwall bis hinüber zu den Ötztaler Alpen war grandios. Wieder unten an der Hütte angekommen, schauten wir erwartungsvoll aufs Handy, um herauszufinden, wo unsere zwei Wagemutigen waren. Sie befanden sich bereits auf dem Rückweg.Um 17:00 Uhr hatten sie es tatsächlich vollbracht und wurden von uns feierlich empfangen – was für ein Tag!

 

Tag 4: Um 6:00 Uhr hieß es aufstehen. Wir hatten 10 Grad und stärkten uns erstmal bei einem reichhaltigen Frühstück und gutem Kaffee. An diesem Tag verließen wir die alpine Bergwelt und uns stand ein Abstieg von knapp 1000 Hm bevor.  Zunächst führte der Weg über schönes, freies Bergwiesengelände am Almajurbach entlang nach Nordwesten hinab und, vorbei an der gleichnamigen Alpe, weiter durch lichtes Waldgelände. Dann ging es steiler im dichteren Bergwald zur Bodenalpe hinunter, wo wir für Kaffee und Kuchen eine kurze Pause einlegten. Anschließend folgten wir dem Bachlauf weiter Richtung Norden und erreichten gegen Mittag die kleine Gemeinde Kaisers mit ungefähr 72 Einwohnern. Wir folgten der Fahrstraße und erreichten kurz darauf unser letztes Domizil, das Edelweißhaus.

Wir ließen den Nachmittag auf der Terrasse gemütlich ausklingen. Der ein oder andere unternahm vor dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang über die umliegenden Wiesen oder hatte noch genügend Energie, um den nahegelegenen Muttekopf (2046 m) zu besteigen. Jeder genoss die sonnigen Stunden und den Blick über das Almajurtal zurück zur Valluga.

 

Tag 5: An diesem Morgen konnten wir gemächlich starten. Nachdem der Rucksack ein letztes Mal gepackt war, gingen wir weiter Richtung Norden das Kaisertal hinab. Wir folgten einem neu angelegten Pfad, der uns zuerst über Wiesen und dann durch einen schattigen Fichtenwald bis zu einer Hängebrücke leitete. Diese führte uns auf einer Länge von 76 m und 30 m Höhe über den Kaiserbach. Wir folgten anschließend einem breiteren Forstweg weiter talabwärts und bogen kurz vor Steeg links ab, um zu unserem Parkplatz zu gelangen.

 

Wir hatten wunderschöne und abwechslungsreiche Tage in den Lechtaler Alpen. Wie es sich bei der Vorbesprechung bereits andeutete, kamen wir alle von Anfang an sehr gut miteinander aus. Doch dabei allein blieb es nicht, denn über die vergangenen Tage dort oben am Berg hat sich ein großartiges Team entwickelt, das nicht nur gemeinsam Spaß hatte, sondern auch füreinander da war. 

Wir danken unserem Tourenleiter Stefan Heinloth für dieses gelungene und unvergessliche Bergabenteuer. 

 

Text: Simone Ruppel

Bilder: Teilnehmer*innen